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Dies sind nun die Früchte meines html-Lernens. Viel Spass!!

Interview mitdem Erfinder der Liebe


Irgendwo, in einem der unzählbar vielen Universen, in einer seiner beinahe unendlichen Anzahl von Galaxien, auf einem der um einen ihrer Milliarden Sterne kreisenden, felsigen Planeten, da mag es einen ganz besonders genialen Erfinder geben, zu dessen größten Schöpfungen eine Sache Namens Liebe zählt.
Und dieses Wesen, ich sage absichtlich Wesen und nicht Mensch, nicht Mann oder Frau, denn wer weiß schon, ob es so etwas auf diesem einen Planeten, auf dem der erwähnte geniale Erfinder leben soll, überhaupt gibt. Dieses Wesen jedenfalls hat also die Liebe erfunden, eine Sache, die sich wirklich durch eine immense Vielfalt und vor allem eine schlichte Unergründbarkeit auszeichnet. Zumindest für uns. Aber der Erfinder sollte wissen, was er erschaffen hat, deswegen also dieses Interview mit ihm.

Sehr geehrter Erfinder der Liebe, können Sie uns zu Beginn ein klein wenig über Ihre neueste Schöpfung erzählen?
Ja, also zunächst einmal möchte ich mich für Ihr Interesse bedanken und dafür, dass Sie sich extra auf den unmöglichen Weg hier her, zu meiner Heimatwelt gemacht haben. Es war sicher nicht einfach und zeigt mir wie sehr es Sie dürstet, etwas über die Liebe zu erfahren.
Ich muss zugeben, neben dem Hass, eine gar nicht so verschiedene Sache, ist die Liebe wirklich meine beste Erfindung! Beide haben die Fähigkeit, einen so sehr in Besitz zu nehmen, dass man nur noch aus ihnen zu Leben scheint und sie treiben uns zu Dingen, die unbeschreiblich grausam und, nur im Falle der Liebe, auch unbeschreiblich einfühlsam und gut sein können.
Aber wie kommen Sie denn auf die Idee, mit solch einer gefährlichen Sache überhaupt auf dem Markt bestehen zu können?
Ach, Sie meinen, die Leute schrecken davor zurück, weil es so intensiv in sämtliche Richtungen gehen kann? Dieses Problem war mir natürlich klar und um es zu umgehen habe ich dafür gesorgt, dass jeder, der einmal mit der Liebe in Berührung kommt, süchtig wird und nie wieder vor ihr fliehen kann, egal wie sehr sie ihn zerstören mag.
Welche Intention hatten Sie denn bei Ihrer Erfindung? Wollten Sie Leid sähen, ähnlich wie bei der Entwicklung des Hasses?
Oh, da liegen Sie aber weit daneben. Die Sache mit der Liebe ist, dass ich sie keinerlei Regeln unterwiesen habe, ich habe sie als ein Gefühl eingeführt, ein Gefühl, das nur wirklich gut funktioniert, wenn es zwischen zwei Leuten geteilt wird, jedoch habe ich mit Absicht darauf verzichtet, dafür zu sorgen, dass sie immer bei beiden auftritt.
Finden Sie das nicht grausam?
Nennen Sie mich nicht grausam, nur weil ich keine Begrenzungen gesetzt habe. Was wäre denn ein Leben, indem alles immer sicher ist, oder zumindest, indem die Liebe immer sicher ist, da sie ja nur bei beiden gleichzeitig auftritt. Wäre so etwas nicht viel grausamer? Die Liebe lebt doch von dieser Ungewissheit, nur deswegen ist sie so ein starkes Gefühl, weil sie einfach so unberechenbar ist. Sie kann plötzlich auftreten, sie kann sich ganz langsam anschleichen und sie kann mit einem Schlag verschwinden, kann sich aber auch ganz langsam wieder aus dem Staub machen. Und sie kann bleiben, sie kann für immer bleiben, sie kann gehen und wiederkehren, ihr stehen einfach alle Möglichkeiten offen. Sie kann zwischen zwei Leuten hin- und her springen, sprich dafür sorgen, dass sich zwei lieben, aber nie zur gleichen Zeit. Sie wird einfach von so vielen Faktoren geleitet, das jeglicher Versuch sie zu kontrollieren, zu kategorisieren und zu analysieren von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.
Jetzt hat die Freisetzung Ihrer Erfindung ja überall für großes Chaos gesorgt, was sagen Sie denn dazu?
Ich wusste, dass Sie das fragen. Da ich die Liebe keinerlei Regeln unterworfen habe, ist es natürlich so, dass es nirgendwo auch nur zwei Wesen gibt, die gleich lieben, so etwas gibt es einfach nicht und das ist auch gut so. Und diese Ungleichheit ist die Hauptursache für das Chaos, wie Sie es so schön nennen. Nehmen wir an, Person A und Person B lieben sich. Dann haben sie schon mal das große wundervolle Glück, sich gefunden zu haben und das zur gleichen Zeit und so weiter, das habe ich ja bereits erläutert. Nun haben beide Personen aber kaum die gleichen Erfahrungen gemacht, sprich, sie haben eine andere Persönlichkeit, andere Erinnerungen, sie sind einfach andere Menschen. Da ist es nur selbstverständlich, dass sie anders lieben. Auf die Komplexität der Liebe habe ich ja bereits hingewiesen. Da man aber gleichzeitig dazu tendiert, alles zu bewerten und zu vergleichen, ist es leider so, dass die Liebe, wie man sie vom Geliebten erfährt mit der eigenen Liebe, die man gibt, verglichen wird. Und diese Prozedur kann nur scheitern! Es liegt in der Natur des Menschen, um mal auf Ihren speziellen Fall einzugehen, sofort die schlechten Dinge zu finden, festzustellen, dass man selbst mehr gibt, als man empfängt, einfach deshalb, weil man zuerst auf sich schaut.
Und was empfehlen Sie demnach all den verzweifelten Lesern dieses Interviews?
Ha, eine gute Frage. Ich empfehle jedem, der dieses Gefühl hat, einmal in sich zu gehen und einfach nur festzustellen, wie wunderbar es ist, lieben zu können. Welch ein großer Luxus es ist, so eine einzigartige Verbindung zu jemanden einzugehen und einfach dafür dankbar sein, dieses Geschenk erhalten zu haben. Und wenn die Liebe schwindet, nicht krampfhaft versuchen, den anderen zu halten und wenn das nicht geht, ihn gar zu quälen, denn die Liebe ist etwas, was keiner, nicht einmal ich, kontrollieren kann. Man sollte dankbar sein für die schöne Zeit und nicht versuchen, sie kaputt zu analysieren, denn so verliert man nicht nur eine Liebe, sondern man zerstört sich selbst noch die Erinnerungen an diese Liebe, was gleich doppelt schmerzhaft ist. Sicher ist es schwer für eine Spezies, die überall eine Begründung für haben will, die so wissbegierig ist, aber manchmal muss man akzeptieren, dass es auf gewissen Fragen keine Antwort gibt. Und die Liebe ist so eine Frage. Sie kommt, sie geht, sie urteilt nicht, sie erwägt nicht, sie ist einfach, oder sie ist nicht. So einfach ist das. Und doch so verdammt schwer.
Vielen Dank für dieses schöne Interview!


written by Andrea Reichstein, 18.01.2009